Vergiftungen im Haushalt

Medikamente, Reinigungsmittel, Alkohol oder Zigaretten – besonders bei kleinen Kindern ist ein Verschlucken ein präsentes Risiko.

Leider kommt es regelmäßig zu Vergiftungen im Haushalt. Kleine Kinder wissen noch nicht, was giftig ist. Der beste Schutz besteht, wenn kritische Substanzen außerhalb der Reichweite von Kindern gelagert werden. Nicht nur Arzneimittel und Haushaltsreiniger, auch Zigaretten und Zigarettenstummel oder Zahnpasta für Erwachsene können für Kinder beim Verschlucken gefährlich werden.

Die sicherste Lagerung für Medikamente ist ein abschließbarer Arzneimittelschrank an einem kühlen, trockenen und lichtgeschützten Ort wie z.B. im Schlafzimmer. Küche oder Bad sind wegen der Feuchtigkeit nicht geeignet.

Natürlich sollten Getränkeflaschen nur zur Aufbewahrung von Getränken verwendet werden. Giftige Flüssigkeiten sollten gut beschriftet, am besten mit zusätzlichen Gefahrensymbolen, für Kinder unzugänglich gelagert werden.

Es ist sinnvoll, Erste- Hilfe- Mittel gegen Vergiftungen bereits in der Hausapotheke zu haben, besonders wenn kleine Kinder im Haushalt leben. Dazu gehören Antischaummittel wie Simeticon und medizinische Kohle.

Sollte es doch zu einer Vergiftung gekommen sein, sollte sofort eine Giftnotzentrale angerufen werden. In Deutschland gibt es verschiedene Informationszentralen, die für Notfälle 24 Stunden erreichbar sind. Für die Beratung zu geeigneten Maßnahmen ist es hilfreich, am Telefon das genaue Produkt und die ungefähr verschluckte Menge anzugeben. Das weitere Vorgehen wird ebenfalls über die Giftnotzentrale koordiniert. Die Rufnummer für Hessen ist 06131/192 40.

Vergiftung mit Reinigungsmitteln

Gerade bunt gefärbte Reinigungsmittel wie z.B. Flüssigseifen, die auch noch gut riechen, wirken interessant für Kleinkinder. Außerdem kann es bei sogenannten Waschmittelkissen (Liquid Caps) zu Verwechselungen mit Süßigkeiten oder Beißkissen kommen. Wenn die Kinder in die Kapseln beißen, kann die hochkonzentrierte Tensid- haltige Flüssigkeit verschluckt werden.

Durch die waschaktiven Bestandteile wird die Oberflächenspannung von Wasser herabgesetzt und es entsteht Schaum. Außerdem kann es zu Schleimhautreizungen kommen. Nach versehentlichem Verschlucken muss das Kind meist erbrechen und klagt über Bauchschmerzen. Wenn sich große Mengen Schaum bilden, besteht die Gefahr, dass der Schaum in die Atemwege und die Lunge gelangt. Dadurch wird der Sauerstoffaustausch stark behindert, es kommt zu Atemnot und im schlimmsten Fall zum Ersticken.

Tensid- oder Seifenreste sollten schnellstmöglich entfernt werden. Dazu wird der Mund abgewischt und der Mundraum mit wenig stillem Wasser gespült. Es sollte aber keine Flüssigkeit nachgetrunken werden, damit sich nicht noch mehr Schaum bildet. Je mehr Flüssigkeit vorhanden ist, desto mehr Schaum kann sich bilden. Danach sollte schnellstmöglich ein Antischaummittel mit Simeticon gegeben werden. Die Mischung aus Polydimethylsiloxan und Siliciumdioxid zerstört den im Magen-Darm-Trakt gebildeten Schaum, in dem es die Oberflächenspannung der Gasblasen verändert. Simeticon wird vom Körper nicht aufgenommen und unverändert wieder ausgeschieden. Die Flasche ist vor der Gabe gut zu schütteln. Bei Vergiftungen lässt sich die größere Dosis am besten nach Entfernen eines eventuell vorhandenen Tropfeinsatzes dosieren.

Produkte bei Tensid Vergiftungen

Nach der versehentlichen Aufnahme von Tensiden oder Arzneimittel dürfen dem Vergifteten niemals Milchprodukte gegeben werden. Fettlösliche Substanzen können sich in den Fetttröpfchen der Milch anreichern und so schneller vom Darm aufgenommen werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass es zum Erbrechen kommt. Dabei können die giftigen Stoffe erneut die Speiseröhre schädigen und Mageninhalt kann in die Lunge geraten. Zudem besteht die Gefahr einer bedrohlichen Kreislaufentgleisung. Darum sollten auch keine Kochsalzlösungen zum Auslösen von Erbrechen gegeben werden. Gerade bei kleinen Kindern kann es dadurch auch zu einer schweren Natriumchlorid- Vergiftung kommen.

Vergiftung mit Medikamenten

Kapseln und Tabletten können von Kindern leicht mit Bonbons verwechselt werden. Auch Einnahmefehler bei Erwachsenen sind nicht selten. Ähnlich aussehende Medikamente werden verwechselt oder ein Arzneimittel wird zu hoch dosiert. Besonders Paracetamol führt häufig zu Vergiftungen. Da das Medikament bei Überdosierung stark leberschädlich ist, ist es besonders für Kinder gefährlich. Pro Tag dürfen maximal 60mg/kg Körpergewicht aufgenommen werden. Handelsübliche Tabletten für Erwachsene enthalten 500-1000mg Paracetamol.

Eine der wichtigsten Maßnahmen bei Vergiftungen ist die schnellstmögliche Gabe von Aktivkohle. Diese kann die Aufnahme im Magen-Darm-Trakt unterbrechen, in dem die Giftstoffe gebunden werden.

Aktivkohle gehört zu den ältesten Arzneimitteln und wird bereits seit dem alten Ägypten zur Entgiftung eingesetzt. Sie wird auch medizinische Kohle genannt und hat eine hochporöse Struktur.

Sie muss bei Vergiftungen zerkleinert in Wasser aufgerührt verabreicht werden. Bei Kindern ist zur Verbesserung der Akzeptanz auch Saftschorle oder Tee möglich. Dabei muss die Kohle hochdosiert gegeben werden. Erwachsene mit mehr als 50kg Körpergewicht nehmen eine Einmalgabe von 50g Aktivkohle, Kinder 0,5-1g pro kg Körpergewicht. Eine Kohletablette enthält üblicherweise 250mg Wirkstoff und ist bei Vergiftungen viel zu niedrig dosiert.

Bewusstlosen Personen, die nicht schlucken können, darf keine Aktivkohle gegeben werden. Der Patient muss ansprechbar sein.

Aktivkohle hilft nicht immer

Aktivkohle nimmt die meisten Arzneistoffe gut auf. Auch bei Vergiftungen mit pflanzlichen Bestandteilen wie Nicotin aus dem Tabak oder Amatoxin aus dem Knollenblätterpilz ist die Einnahme von medizinischer Kohle sinnvoll. 

Bei Vergiftungen mit Alkoholen, anorganischen Salzen und organischen Lösungsmitteln zeigt die Einnahme von Aktivkohle keine Wirkung. Überhaupt nicht gegeben werden darf Aktivkohle bei der Aufnahme von ätzenden Flüssigkeiten. 

Es sollte also immer der Rat einer Giftnotzentrale eingeholt werden. In Hessen und Rheinland- Pfalz ist der Notruf unter 06131-19240 erreichbar. Um die Nummer im Notfall schnell zur Hand zu haben, ist es sinnvoll, sie bereits vorab im Handy zu speichern. Dann muss im Ernstfall nicht lange gesucht werden.

 

Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen aus der easyApotheke Bad Soden-Salmünster zur Verfügung gestellt.
Quellen: HAV und DAZ.online

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