Frederike Werner - Hebamme

Mein Name ist Frederike und ich bin seit 11 Jahren Hebamme. Nach meiner Ausbildung arbeitete ich sowohl im Kreißsaal der Uniklinik Frankfurt, als auch freiberuflich in der Wochenbettbetreuung. Seit unserem Umzug nach Bad Soden-Salmünster im Jahr 2017 bin ich freiberuflich tätig und begleite Frauen und Paare während der Schwangerschaft und im Wochenbett. Des Weiteren biete ich Schwangerenvorsorge bei Frau Dr. Merx in Schlüchtern an und gebe gelegentlich Geburtsvorbereitungskurse im „Familienglück von Anfang an“ in Salmünster.

Wie erleben Sie diese Zeit als Hebamme? Hat sich Ihre Arbeit durch die gesundheitliche Lage verändert?

Meine Arbeit hat sich definitiv geändert. Angefangen durch die geänderte Betreuungssituation meiner Tochter. Da wir unsere Tochter nicht in die Notbetreuung geben möchten, mussten wir uns umorganisieren und betreuen unsere Tochter nun abwechselnd während ich oder meine Mann arbeitet.

Des Weiteren bekommen wir Hebammen immer wieder akutalisierte Arbeitsanweisungen vom Deutschen Hebammenverband. So sollen wir Hebammen nur noch die „wichtigsten“ Besuche persönlich machen und alles andere nach Möglichkeit verschieben oder per (Video-)telefonie durchführen. Normalerweise können die Familien in der Schwangerschaft ein Kennenlerngespräch, Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden und eine Begleitung im Wochenbett über 12 Wochen in Anspruch nehmen. Aktuell sollen die Besuche in der Schwangerschaft aufs nötigste beschränkt werden und die Begleitung im Wochenbett nur in den ersten 3-4 Wochen persönlich stattfinden. Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse dürfen im Moment nur per Videotelefonie stattfinden.

Auch die Kreißsäle bereiten sich vor und fragen uns freiberuflich tätigen Hebammen an, ob wir im Falle von gesundheitlich bedingtem Personlamangel in den Krankhäusern aushelfen können. Momentan stehe ich bspw. mit einer ehemaligen Kollegin aus Frankfurt in Kontakt, damit ich dort ggf. aushelfen könnte.

 

Wie ist die Stimmung bei den Müttern?

Die Familien erlebe ich in der Schwangerschaft meist ängstlich und im Wochenbett entspannt.

Die Schwangeren machen sich viele Gedanken ob sie sich und evtl. auch das Baby anstecken, ob der Partner mit zur Geburt kommen darf und wie die Zeit nach der Geburt auf der Wochenbettstation werden wird. Tatsächlich habe ich auch schon einige Anfragen für Hausgeburten gehabt, weil die Paare nicht mehr in die Krankenhäuser möchten aus Angst, dass der Partner nicht mit in den Kreißsaal darf.

Die Situation im Krankenhaus erleben die Paare sehr unterschiedlich. Einige finden es nicht so schlimm, dass der Partner nicht die ganze Zeit mit im Kreißsaal dabei sein darf, aber zumindest bei der Geburt des Kindes anwesend sein kann. In anderen Familien erlebe ich, dass die Väter sehr darunter leiden, dass sie ihre Babys die ersten Tage auf Station nur eine Stunde täglich sehen dürfen.

Im häuslichen Wochenbett fällt es sehr auf, dass die Paare im Moment nicht viel unterwegs sein können und auch der Baby-Besuch nicht kommen darf. Es herrscht eine angenehme Ruhe und die Frauen sind entspannt, weil sie nicht überlegen „müssen“ wer wann zu Besuch kommt, obwohl sie selber sich vielleicht noch gar nicht fit genug für viel Besuch fühlen.

Die Familien sind alle sehr verständnisvoll für unsere Situation und die „Besuchseinschränkungen“. Sie sind sogar sehr dankbar, dass wir Hebammen unsere Arbeit überhaupt weiterführen.

 

Gibt es besondere Einschränkungen für Ihre Arbeit?

Abgesehen von den Einschränkungen der Besuchshäufigkeit haben wir Hebammen natürlich auch erneuerte Hygienevorschriften. Diese sind z.B Tragen eines Mundschutzes, nur so wenig wie nötig an Arbeitsmaterialien in einer abwaschbaren Box oder in der Hebammentasche mit einem wechselbaren Überziehschutz mitnehmen und die Dokumentation erfolgt nicht direkt im Haushalt der Familien, sondern erst anschließend im Auto oder zeitnah zuhause.

Des Weiteren ist unser Beruf ja ein Beruf an dem man auch körperlichen Kontakt mit den Frauen und Babys hat bspw bei der Stillhilfe oder dem Baden des Babys. Auch dies ist aktuell eingeschränkt.

 

Wie sieht es mit Schutzkleidung aus? Sind Sie gut versorgt?

Ehrlich gesagt leider nicht.

Alles was ich an Desinfektionsmittel, Handschuhe etc. habe, musste ich mir mühsam zusammensuchen. Wir Hebammen haben, wie alle Berufsgruppen in der Gesundheitsbranche, arge Probleme Desinfektionsmittel, Flächendesinfektion etc zu bekommen. Kolleginnen haben von ihren zuständigen Gesundheitsämtern dann gesagt bekommen, falls sie kein Desinfektionsmittel mehr haben, müssen sie die Arbeit halt einstellen. Ich weiß auch von anderen Hebammen, die eine corona-positive Frau im Wochenbett begleiten sollten, aber von den Gesundheitsämtern keine Schutzkittel und FFP2/3 Masken bekommen haben

Was ich total toll fand, war die Unterstützung auf der Homepage www.schnittenliebe.com. Dort kann man sich hinwenden, wenn man einen Mundschutz zum Schutz seiner Mitmenschen braucht und bekommt dann welche geschickt. Ich bekam meine von einer sehr netten Frau, die sie mir auch noch komplett umsonst geschickt hat.

 

Was sind schöne Momente?

Mein Beruf ist voller schöner Momente. Generell sind wir Hebammen ja sehr privilegiert in einer so emotionalen, bedeutenden und schönen Phase des Lebens dabei sein zu dürfen.

Aktuell begeistert es mich wie toll die Familien mit der Situation umgehen und das Verständnis der Familien.

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