Anke Linnemann  - Sozialdienst katholischer Frauen

Anke Linnemann ist Geschäftsführerin und Sozialpädagogin beim Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Bad Soden-Salmünster. Die Beratungsstelle setzt sich für Familien und Schwangere in schwierigen Lagen ein.

Sie unterstützen viele Familien und Frauen in schweren Situationen. Wie erhalten Sie Ihr Beratungsangebot aufrecht?

Ganz praktisch bieten wir die Möglichkeit, per Mail oder Telefon mit uns Kontakt aufzunehmen. Dann vereinbaren wir schnellstmöglich Beratungstermine für eine Telefonberatung.

Zur allgemeinen Krise kommt noch der Wegfall der menschlichen Kontakte und üblichen Rahmenbedingungen. Dadurch müssen neue Routinen und Abläufe entwickelt werden.

Zum Glück beteiligt sich der SkF Bad Soden-Salmünster schon lange an überregionalen Angeboten wie gewaltlos.de und der Caritas Onlineberatung.

 

Wie erleben Sie diese Zeit? Haben die Klienten zusätzliche Sorgen?

Für Familien kann auch nun die sonst guttuende Nähe eine weitere Herausforderung sein.

Familien erleben den Druck, dass sich ihre Arbeitswelt verändert und sie besorgt in eine ungewisse Zukunft schauen. Diese Art von Ungewissheit gab es in unserer Generation noch nicht.

Gleichzeitig müssen Eltern aber den Kindern Sicherheit vermitteln und neue Strukturen für die gesamte Familie erarbeiten - und das tagtäglich über Wochen ohne äußere Rahmenbedingungen wie Schule, Kita, Freizeitveranstaltungen…. Schnell können da alte, im Verborgenen schlummernde Konflikte aufbrechen.

Die Nutzung der neuen Medien kann hilfreich sein, Kontakt mit anderen aufrechtzuerhalten. Aber gleichzeitig werden die Kinder schon genau wie ihre Eltern ständig online über die neuesten Corona-Entwicklungen informiert. Da müssen die Eltern eine neue (altersangemessene) Balance für sich und erst recht für die Kinder entwickeln.

 

Wie ist die Stimmung bei den Müttern?

Bedrückt, überfordert, zum Teil verängstigt und verunsichert. Gerade schwangere Frauen sorgen sich um das ungeborene Kind. Gibt es eine Ansteckungsgefahr? Was können sie tun?

Die werdenden Eltern fragen sich, wer mit zur Geburt darf, da einige Kliniken bereits keine Begleitpersonen zulassen. Wann sehen Großeltern und Familie zum ersten Mal die Babys?

Was passiert, wenn es Komplikationen bei der Geburt gibt? Bei einer Klientin ist das der Fall gewesen. Sie darf nur zu ausgesuchten Zeiten auf die Babystation. Gerade im Hinblick auf die frühe Eltern-Kind-Bindung eine schlimme Erfahrung.

 

Wie hat sich Ihre Arbeit sonst verändert?

Die Arbeitsabläufe sind entschleunigt. Wir mussten alle unsere Projekte schließen. Das schmerzt uns besonders. Das waren gute Angebote, zum Teil auch in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Personen. Diese Projekte wurden gut angenommen und boten für verschiedene Probleme einfache Lösungsansätze. Jetzt machen wir uns verständlicherweise Gedanken, wann wir diese Projekte wieder öffnen können und wie. Werden die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wieder zur Verfügung stehen? Welche Bedarfe wird die Öffentlichkeit haben und welche persönlichen Schicksale werden sie in der Zwischenzeit durchlebt haben?

Der Vorstand, die Kolleginnen und ich arbeiten zum Teil im Homeoffice oder haben Urlaub. Das erleichtert uns die Organisation der Arbeitsabläufe und wir können somit auch den Sicherheitsabstand im Büro wahren.

Trotz all dieser Widrigkeiten erlebe ich uns als Team als kreativ, offen und guter Dinge, dass wir gemeinsam diese Situation meistern werden.

 

Was sind schöne Momente?

Ich erlebe die Menschen zum Teil als besorgter, rücksichtsvoller und verständnisvoller. Es wird nicht mehr so auf sein vermeintliches Recht gepocht und man ist dankbarer für die Dinge, die noch angeboten werden können.

Kreativität ist im Kleinen wie im Großen gefragt.

Mein Eindruck ist, dass wir trotz verordneter Distanz, näher zusammenstehen und wir alle als Gemeinschaft diese Herausforderung bewältigen wollen. 

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